Motorradfahrer auf den Straßen Schleswig-Holsteins bewegen sich offenbar oft in einem fast rechtsfreien Raum, wenn es um Geschwindigkeitskontrollen geht. Die aktuellen Polizeistatistiken zeigen, dass im Jahr 2024 die Zahl der erfassten Geschwindigkeitsverstöße bei Motorrädern im Vergleich zu Autos verschwindend gering ist. Dies liegt nicht nur an der kürzeren Fahrzeitsaison und geringeren Zulassungszahlen, sondern vor allem an der technischen und personellen Herausforderung bei der Überwachung von Motorrädern. Während Fahrzeuge wie BMW Motorrad, KTM, Ducati oder Harley-Davidson auf den Straßen lautlos die Limits überschreiten können, setzen Polizei und Kommunen mit begrenzten Ressourcen auf aufwendige Verfahren zur Fahreridentifikation. Diese Realität wirft entscheidende Fragen über die Effektivität der Geschwindigkeitsüberwachung für Motorradfahrer auf. Schauspielerische Highlights der Saison, von der Kawasaki über Honda bis zu Triumph und Buell, profitieren derzeit von diesem Überwachungsdefizit. Wie wirkt sich das auf die Verkehrsordnung und die Sicherheit aus?
Einblick in die aktuellen Zahlen: Wenige Motorrad-Blitzer trotz zahlreicher Verstöße
Die Statistik zur Geschwindigkeitskontrolle in Schleswig-Holstein offenbart einen interessanten Zustand. Im Jahr 2024 generierten „Blitzer“ insgesamt Einnahmen von über 40 Millionen Euro durch Bußgeldbescheide. Diese Summe basiert allerdings fast ausschließlich auf Verstößen von Autos. Laut Landespolizeiamt wurden 249.000 Autos geblitzt, während bei Motorrädern – zu denen auch Mopeds zählen – lediglich 152 Verstöße registriert wurden. Dies entspricht einer Quote von nur 0,06 % der Gesamtverkehrsteilnehmer, obwohl das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg im gleichen Zeitraum ca. zehnmal mehr Autos als Motorräder zuließ (1.754.018 gegenüber 166.543 Motorrädern).
Der Grund für dieses Missverhältnis liegt maßgeblich in der fehlenden Erfassungstechnik. Da Motorräder nur über ein hinteres Kennzeichen verfügen, sind die üblichen stationären Blitzerstationen oft nicht in der Lage, zweifelsfrei Bilder vom Fahrer zu schießen. Die notwendigen Zusatz-Kameras erhöhen den Aufwand und sind nicht flächendeckend installiert.
- 🚦 Rund 249.000 Autos wurden 2024 geblitzt, dabei nur 152 Motorräder.
- 🚦 Motorräder haben nur ein hinteres Kennzeichen, erschwert die Identifikation.
- 🚦 Die Saisonkennzeichen der Motorräder begrenzen außerdem die Erfassung auf das Sommerhalbjahr.
- 🚦 Trotz moderner Technik bleibt die Überwachung von Motorrädern ein personalintensives Unterfangen.
Fahrzeugart 🚗 | Zulassung 2025 📅 | Erfasste Verstöße 2024 ⚡ | Verstoßquote % 📊 |
---|---|---|---|
Autos | 1.754.018 | 249.000 | 14,2 |
Motorräder/Mopeds | 166.543 | 152 | 0,09 |
Dieser grobe Unterschied wirft die Frage auf: Bewegst Du Dich als Motorradfahrer auf Schleswig-Holsteins Straßen tatsächlich fast ungesehen oder ungestraft? Die Situation spricht dafür.
Technische und personelle Herausforderungen bei der Motorradgeschwindigkeitskontrolle
Die Polizei steht bei der Geschwindigkeitskontrolle von Motorrädern vor einem doppelten Problem: technischer AufwandPersonalengpässe. Anders als bei Autos wird hier keine einfache Frontkennzeichenaufnahme gemacht. Das hintere Kennzeichen ist allein nicht genug, um Fahrer zweifelsfrei zu identifizieren – insbesondere bei verspiegelten Helmen, Sonnenbrillen oder besonderen Lichtverhältnissen.
Besonders der ADAC Schleswig-Holstein weist darauf hin, dass fehlende Halterhaftung in Deutschland es den Behörden stark erschwert, Fahrer zu ermitteln. Ohne reine Halterhaftung, wie sie in Österreich oder der Schweiz üblich ist, benötigt die deutsche Bußgeldstelle einen klaren Fahrerbeweis. Fehlt der, verbleibt meist nur die Verhängung einer Fahrtenbuchauflage.
- 🔧 Einsatz von Lasertechnik und Kameraanlagen mit drehbaren Systemen verbessert Erkennung, ist aber aufwändig.
- 👮 Behörden setzen Anhalteposten ein, die Fahrer stichprobenartig kontrollieren.
- ⏳ Zeitintensive und personalintensive Verfahren reduzieren die Anzahl der Kontrollen drastisch.
- 🛵 Saisonkennzeichen und niedrige Meldungen von Einsprüchen erschweren Nachhaltigkeit der Kontrollen.
Technische Mittel 🛠️ | Vor- und Nachteile ⚖️ | Notwendiger Personalaufwand 👮 |
---|---|---|
Drehbare Kamerasysteme | Ermöglichen Aufnahme von Vorder- und Rückseite | Hoch, Mitarbeit von Kontrollstellen notwendig |
Laser-Geschwindigkeitsmessung | Präzise, aber anfällig bei Spiegelungen | Sehr hoch |
Anhalteposten | Gezielte Fahreridentifikation möglich | Sehr hoch, personalintensiv |
Automatisierte Blitzer | Schnell für Autos geeignet, weniger für Motorräder | Niedrig |
Der Aufwand führt dazu, dass Motorrad-Radarkontrollen in der Praxis innen nur selten durchgeführt werden. Kommunen und Kreise verfügen zwar über geeignete Technik, setzen diese wegen Personalmangels aber kaum ein.
Rechtliche Aspekte und Forderungen: Mehr Halterhaftung für mehr Sicherheit
Die Polizeigewerkschaft warnt vor einem drohenden „rechtsfreien Raum“ für Motorradfahrer. Denn ohne eine klare Gesetzeslage, die auch Halter von Motorrädern stärker in die Verantwortung nimmt, bleibt der Erfolg von Kontrollen eingeschränkt. Sven Neumann von der Gewerkschaft der Polizei fordert deshalb:
- ⚖️ Gesetzesänderungen zur Einführung der Halterhaftung für Motorräder
- ⚖️ Verstärkter Personaleinsatz zur besseren Überwachung
- ⚖️ Technische Aufrüstung bei mobiler und stationärer Radarkontrolle
- ⚖️ Höherer Ahndungsdruck, um rücksichtslose Motorradfahrer besser zu erfassen
Ohne diese Maßnahmen könnten sich Motorradfahrer aus bekannten Marken wie Yamaha, Honda oder Kawasaki weiterhin auf geringe Kontrollen einstellen. Die Zahl der registrierten Verstöße ist trotz steigender Geschwindigkeitsübertretungen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Der Fokus auf Halterhaftung würde die Verantwortung von Besitzern etwa einer Ducati, einer Triumph oder einer Buell stärken. Das würde auch direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Fahrer haben, weil der Druck steigt, kontrollierte Geschwindigkeitsüberschreitungen zu vermeiden.
Vergleich der Überwachung von Motorrädern und Pkw – Erkenntnisse für die Zukunft
Der Vergleich zwischen Pkw- und Motorradkontrollen macht erhebliche Unterschiede sichtbar. Während für Pkw weitreichende, automatisierte Überwachungssysteme üblich sind, herrscht bei Motorrädern oftmals eine faktische Kontrolllücke. Die Gründe reichen von der fehlenden Halterhaftung über technische Limits bis zur Personalsituation der Polizei.
Betrachtet man die Kontrolle der führenden Motorsport-Marken wie Suzuki oder Harley-Davidson auf den Straßen, wird deutlich, welche Herausforderung in der praktischen Umsetzung steckt. So gibt es zwar einige Blitzer, die Motorräder erfassen können, doch oft nutzen Biker absichtlich diese technischen Lücken.
Kriterium 🏁 | Pkw-Kontrolle 🚗 | Motorrad-Kontrolle 🏍️ |
---|---|---|
Frontkennzeichen vorhanden? | Ja ✅ | Nein ❌ |
Automatisierte Fahreridentifikation | Ja ✅ | Kaum möglich ❌ |
Technische Ausstattung | Breit verfügbar ✅ | Regional begrenzt ⚠️ |
Personalaufwand | Geringer Aufwand ✅ | Sehr hoher Aufwand ❌ |
Verstoßquote Erfassung | Hoch ✅ | Niedrig ❌ |
Eine nachhaltige Lösung muss diese Unterschiede überwinden. Ein stärkerer gesetzlicher Rahmen mit technischen Investitionen und mehr Personal wäre notwendig, um tatsächlich allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden.
Interessanterweise ist trotz der technischen und personellen Hürden die Überwachung nicht unmöglich. Einige robuste Einheiten setzen moderne Blitzeranhänger und Laseranlagen ein, die auch längere Messperioden abdecken können. Für Dich als Motorradfahrer bedeutet das: Ruhiger fahren schützt – und Du solltest dich nicht auf fehlende Kontrollen verlassen.
Kommunale Perspektiven und praktische Folgen für Motorradfahrer
Viele Städte und Kreise in Schleswig-Holstein verfügen über Technik, die auch Motorräder erfassen könnte. Dennoch berichten die Bußgeldstellen, dass es nur wenige Motorrad-Verstöße gibt. Das liegt nicht an mangelndem Willen, sondern wieder vor allem am Personalmangel und hohen Aufwand.
Speziell im Kreis Plön wurden z.B. von 98.000 registrierten Verstößen nur 44 auf Zwei-Räder entfallen. Im Kreis Dithmarschen waren es 357 Motorradverstöße auf knapp 98.000 geblitzte Fahrzeuge.
- 🏙️ Hoher Personalaufwand limitiert die mobilen Kontrollen
- 🏙️ Die vorhandene Technik wird überwiegend für Pkw genutzt
- 🏙️ Motorradfahrer profitieren von der seltenen Fahreridentifikation
- 🏙️ Kommunale Statistiken zeigen geringe Motorrad-Blitzerzahlen, oft ohne gesonderte Erfassung
Kreis / Stadt 🏛️ | Gesamte Verstöße 2024 ⚡ | Motorradverstöße 🏍️ | Anteil Motorradverstöße % 🔢 |
---|---|---|---|
Kreis Plön | 98.000 | 44 | 0,045 |
Kreis Dithmarschen | 98.000 | 357 | 0,36 |
Weitere Kreise | Verschieden | Kaum erfasst | Unbekannt |
Für Dich als Motorradfahrer bedeuten diese Zahlen langfristig: Solange sich an der technischen und personellen Lage nichts ändert, wird es kaum eine nennenswerte Ahndung Deiner Geschwindigkeit geben. Doch mahnen Experten zu Vorsicht: Die Unfallgefahr für Zweiradfahrer ist deutlich höher als für Autofahrer – gerade bei hohen Geschwindigkeiten.
Wer mehr über die rechtliche Seite von Motorradunfällen erfahren möchte, kann sich beispielsweise den Fall eines schweren Zusammenstoßes in Hamburg ansehen, der einen Skoda involvierte: Mehr dazu hier. Auch ein Bericht zur Rettung nach einem Motorradunfall kann helfen, die Risiken besser einzuschätzen: Hier klicken.